Regelbruch mit Zeugen

Regelbruch mit Zeugen

Hast du am Wochenende auch das Bayern-Spiel gegen Leipzig gesehen?

Klar, die 6:0-Klatsche war ein Schocker… aber (oder gerade deswegen) noch spannender fand ich die Szene rund um den Eingriff des VAR beim vermeintlichen Gegentreffer der Leipziger.

75.000 im Stadion und gut 3,5 Millionen am Bildschirm wurden Zeugen, wie der Video-Schiedsrichter eingriff – obwohl die Regeln das gar nicht hergaben.

Offiziell: ein Fehler.

Praktisch: total nachvollziehbar.

Denn hätte das Tor gezählt, hätte es niemand verstanden. Der Regelbruch war also „brauchbar“ – er stellte Akzeptanz her und stabilisierte das Spiel und wohl auch das Vertrauen in den Einsatz des VAR in der Bundesliga.

In der Organisationssoziologie nennt Stefan Kühl, Professor an der Universität Bielefeld und seit 1992 Organisationsberater bei Metaplan, das übrigens "brauchbare Illegalität". Ein Muster, das Niklas Luhmann schon beschrieben hat: Organisationen funktionieren, weil ihre Regeln nie vollständig befolgt werden können. Erst durch kleine, oft unausgesprochene Abweichungen bleibt der Laden am Laufen.

Das macht die Sache paradox:

Wir brauchen die Regeln – und wir brauchen ihre Umgehung. Offiziell dürfen wir den Bruch nicht einräumen – inoffiziell sichern wir damit die Funktionsfähigkeit.

Paradoxien gehören eben dazu.

Im Organisations- und wohl auch im Fußballeben. ⚽

📘 Sehr lesenswert dazu: Brauchbare Illegalität. Vom Nutzen des Regelbruchs in Organisationen von Stefan Kühl.

Screenshot / Nachricht von Eurosport.

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